Heimatverein Beesten e.V.
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Auswanderer
Das 19. Jahrhundert war geprägt durch die große Auswanderungsströme nach Nordamerika. Ein
Beestener Chronist schreibt 1852, dass innerhalb der vergangenen 16 Jahre mehr als 240 Beestener
ausgewandert sind.
Die Gründe für die Auswanderung waren vielfältig. Wesentliche Ursache war allerdings die wirtschaftliche
und soziale Situation der Bevölkerung.
Die Mehrzahl der Auswanderer waren Heuerleute mit ihren Familien, sowie Knechte und Mägde. Die von
den Bauern zur Verfügung gestellten Heuerhäuser mit etwas Land reichten oftmals aufgrund hoher Heuer
und geringen Erträgen nicht aus, um die Familie zu ernähren. Dazu blieben die Heuerleute stets
abhängig von ihren Bauern und hatten keine Aussicht, sich eigenen Besitz oder Unabhängigkeit zu
verschaffen.
In der Regel übernahm nur ein Sohn den bäuerlichen Hof. Dieses führte dazu, dass alle anderen ihr
Elternhaus verlassen mussten. Sie heirateten entweder auf andere Höfe oder nahmen eine Heuerstelle
an.
Die Auswanderer hofften, sich durch die Auswanderung eine bessere Zukunft aufzubauen. Durch
Schilderung der guten Verhältnisse in Amerika nahm die Auswanderungslust zu. Die Hoffnung durch
Fleiß und Können eine unabhängige Existenz aufbauen zu können und nicht zuletzt durch Einladung
oder auch das Einwerben von Anerben veranlasste viele zur Reise nach Übersee.
War der Entschluss gefasst, die Heimat zu verlassen, galt es die Formalitäten zu erledigen. Zuerst
musste einmal der Antrag zur Auswanderung bei der Gemeinde gestellt werden. Diese legten das
Auswanderungsbegehren bei den übergeordneten Stellen, dem Amt Lingen sowie der Landdrostei in
Osnabrück vor. Bei männlichen Bewerbern schaltete man die Militärbehörden ein wegen der eventuell zu
leistenden Dienstpflicht. Gleichzeitig erfolgte die Bescheinigung über die Abmeldung durch die
Polizeibehörde.
Durch Zeitungsanzeigen der Schiffsmakler und Reeder wurden die Auswanderungswilligen auf die
Möglichkeiten der Reise, die Abfahrtstermine und über die Kosten unterrichtet.
Die Makler hatten überall im Lande Agenturen, die die Verbindung zu den Auswanderwilligen herstellten.
Solche Agenturen waren in Lingen, aber auch in kleineren Orten wie Schapen, Altenlünne und Messingen
zu finden.
Viele Auswanderer nahmen durch Annoncen in der Zeitung Abschied von Verwandten und Bekannten, in
manchen Gemeinden wurde die beabsichtigte Auswanderung von der Kanzel verlesen und einige
verschwanden auch heimlich bei Nacht und Nebel.
Dieser Bereich der Beestener Geschichte ist durch die Nachforschung bei weitem noch nicht
abgeschlossen. Wir freuen uns auf Hinweise und Unterstützung, die dieses Forschungsfeld weiter
erschließen.
Einige Beestener Auswanderer sind im Buch "Auswanderungen und Auswanderer aus dem ehemaligen
Kreise Lingen nach Nordamerika" von Walter Tenfelde aufgeführt. Letztlich aber sind noch viele
Personen unbenannt.