Heimatverein Beesten e.V.
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Zeitzeugen
1. Schwedenkreuze
Die beiden Steinkreuze werden als "Schwedenkreuze" bezeichnet und sollen für zwei im Dreißigjährigen
Krieg zwischen Messingen und Beesten gefallene schwedische Offiziere errichtet worden sein. Eine
andere Quelle berichtet von einer Begebenheit nach der zwei Brüder sich dort einst im Zweikampf getötet
haben.
Weder Ursprung, noch Alter, noch Aufstellungsgrund des Baudenkmals sind schriftlich belegt. Das erste
Dokument über die beiden Steine stammt noch aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts. Es ist die
Schenkungsurkunde der damals selbständigen politischen Gemeinde Talge-Wilsten, mit der zwei
Leichenkreuze am 1. Juni 1909 an "Vikar Voormann als sein Eigentum" verschenkt wurden. Vikar
Voormann (*19.1.1847 in Münster) war in jungen Jahren als Missionar in West-Verginien (USA) gewesen
und hatte danach zwei Jahre in Veeling als Professor gewirkt. Wegen seiner geschwächten Gesundheit
kehrte er nach Münster zurück, kam im Jahre 1894 nach Beesten und war hier bis zu seinem Tode, am 7.
März 1916, als Vikar tätig. Zeitweise hatte der das Amt des Pfarrverwesers in Beesten inne.
Die günstige Fallrichtung der Turmspitze beim Kirchturmbrand am 28.7.1897, genau zwischen die zwei
Beckmannschen Häuser, wird von Zeitgenossen der Erhöhrung seines inständigen Betens
zugeschrieben. Vikar Voormann wohnte an der Frerener Straße in der früheren Posthalterei (später
Standort des ehemaligen Lagers der Raiffeisen-Warengenossenschaft), die er vom Vorbesitzer
Steingröver gekauft hatte. Der fromme Geistliche war ein gelehrter und gediegener Mann. Er legte auf
Äußerlichkeiten keinen großen Wert. Seine Soutane war nach Aussagen von Bürgern der damaligen Zeit
kein Schmuckstück. Anstelle eines Hundes hielt er ein Schaf, das er bei Sparziergängen an der Leine mit
sich führte. Diese Sparziergänge - um auf die Leichenkreuze zurückzukommen - gingen durchweg in
Richtung Bahnhof. Das heutige Grundstück Feldmann gehörte ihm. Er hatte dort - mit für die damalige
Zeit viel Aufwand - eine Parkanlage geschaffen, die, wie eine alte Postkarte aufweist, über einen
massiven Aussichtsturm aus Bruchsteinen, einen hübschen Baumbestand, eine Anhäufung von
Findlingen und eben die beiden Steinkreuze verfügte. Die Messdiener der damaligen Zeit haben
zeitlebens darüber berichtet, dass sie durch Befüllen eines Wasserbehälters auf dem Turm eine
Springbrunnenanlage in Betrieb setzen durften.
Nach dessen Tod erwarb Heinrich Feldmann das Grundstück mit Zubehör. Sein Enkel gab 1989 ohne
Zögern die Zustimmung, die Kreuze in die Nähe des ursprünglichen Standortes nach Talge-Wilsten
wieder aufzustellen.
2. Inschriften
Beestener waren dreisprachig
Nach längerer Regentschaft der niederländischen Oranier in der Grafschaft Lingen rissen die Preußen im
Jahre 1702 mangels eines niederländischen Erben die Grafschaft Lingen an sich. Bis dahin galt in
unserem Raum "Niederländisch" als Amtssprache. Durch die starken Handelsverbindungen der
Beestener Tödden hatte sich die holländische (niederländische) Sprache recht gut eingebürgert. Sie
wurde auch in der Schule weiterhin gelehrt (sogar noch bis 1860).
Ab 1702 trat als Amtssprache an die niederländische die deutsche Schriftsprache. Das die Beestener
neben dem täglichen Plattdeutsch die deutsche und weiterhin die niederländische Schriftsprache nutzten,
zeigen drei Inschriften auf dem Hof Weemeyer.
In einem kurzen Balken teilter der Hofbesitzer beim Bau des Hauses im Jahre 1751 in deutsch mit, dass
er, Jan Weemeyer, Kaufhändler in Südholland ist und zusammen mit seiner Ehefrau Aleid Buscher, das
Haus im Jahre 1751 bauen ließen.
Weitere zwei Balken aus dem gleichen Jahre tragen folgende Inschriften:
1. "Meister Jan Berent Kamp - Wy bidden U Heere dat gy deses Wooninge besoeken en alle Listen des
Vyandste verdryven dat Uwe Heylige Engelendaer in woonen omons in Vrede te be waren" (Wir bitten
Euch, Herr, dass Ihr diese Wohnung besucht und alle Listen des Feindes vertreibt, dass Eure heiligen
Engel darin wohnen, um uns in Frieden zu bewahren.
2. "Anno 1751 den 14. Julius: Den Tydt is kort de Doet is snel wagt U van Sonden so doet gy wel: Dirk
Weeymeyer Vater dieses Hauses" (Aufgerichtet am 14. Juli 1751. Die Zeit ist kurz, der Tod ist schnell,
bewart Euch vor Sünden, so tut Ihr gut)